REWI Uni Graz: Seit Oktober wartet auf die Studienanfänger_innen an der REWI Uni Graz ein neues Jus-Studium. Was ist neu?
Klaus Poier: Unser Studienplan wurde – nach über 20-jährigem Bestehen – quasi einer Generalüberholung unterzogen. Der neue Studienplan soll den Studierenden das juristische Rüstzeug für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts geben. Mit der Einführung von innovativen Pflichtfächern, wie z.B. „Konflikt und Konfliktregelung“, wird bereits zu Beginn des Studiums der Fokus auf Interdisziplinarität, Internationalität und forschungsgeleitete Lehre gelegt, ganz in der Tradition der REWI Uni Graz. Die modulare Gliederung des Studiums schafft eine bessere Übersicht und gibt den Studierenden bei ihrer Semesterplanung somit auch mehr Orientierung. Kleinere Prüfungen zu Beginn des Studiums sollen den Übergang von Schule zu Universität besser unterstützen und eine hohe Drop-out-Quote in dieser Phase verhindern helfen. Mit dem modularen Aufbau des Studiums wird es auch zu einer besseren Struktur der Wissens- und Kompetenzvermittlung kommen, von Einführung über Basis zu Vertiefung.
Sie hoben die neue modulare Gliederung des Jus-Studiums besonders hervor. Was ist darunter zu verstehen?
Klaus Poier: Das gesamte Studium ist in 14 Module gegliedert, dazu kommen dann noch die Diplomarbeit und die Diplomprüfung. In den Modulen, bezeichnet von A bis N, sind jeweils fachlich zusammenhängende Teile des Studiums zusammengefasst: vom Einführungsmodul und den Basismodulen im Privatrecht und im Öffentlichen Recht über fachspezifische Module wie Strafrecht und Strafprozessrecht oder Unternehmensrecht bis zu den Vertiefungsmodulen oder Rechtstheorie und Methodenlehre. Besonders stechen hervor: das Modul B, in dem interdisziplinär über den Tellerrand geblickt wird, das Modul L, das europäisches und internationales Recht umfasst, sowie das Spezialisierungsmodul N. Bis auf einzelne Ausnahmen müssen die Studierenden innerhalb der beiden Abschnitte (5 bzw. 3 Semester Studiendauer) zwar keine bestimmte Reihenfolge bei den Modulen einhalten, aber die Module werden sicherlich ein strukturiertes Studieren unterstützen.
Worauf wurde bei der Ausgestaltung besonders geachtet?
Klaus Poier: Schmuckstück der Reform ist sicherlich das Spezialisierungsmodul N. Mit einem Umfang von 40 ECTS-Anrechnungspunkten bietet es den Studierenden die Möglichkeit, sich bereits während des Diplomstudiums besonders intensiv jenen Rechtsgebieten zu widmen, in denen sie ihre berufliche Zukunft sehen. Gleichzeitig bietet es viel Raum für forschungsgeleitete Lehre zu aktuell relevanten Themengebieten. Dieses Modul ist in dieser Form ein Alleinstellungsmerkmal in Österreich! Außerdem haben wir die Anrechnung von ausländischen Lehrveranstaltungen wesentlich vereinfacht und den bisher geforderten Fremdsprachennachweis erhöht. Somit kommt die internationale Ausrichtung der REWI Uni Graz nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre verstärkt zum Ausdruck.
Gabriele Schmölzer: Ein weiterer wesentlicher Gestaltungsaspekt war die bessere Studierbarkeit dieses neuen Studienplanes, die zu schnelleren und besseren Prüfungserfolgen – und somit zu einer höheren Prüfungsaktivität und einer kürzeren Prüfungsdauer – führen soll. Dazu dienen auch die im Studienplan festgelegten Modulbeschreibungen, die den inhaltlichen Rahmen aller Lehrveranstaltungen/Prüfungen den zugeordneten ECTS entsprechend vorgeben.
Ist dieses Jus-Studium nur etwas für jemanden, der später zu Gericht, in die Anwaltei oder in ein Notariat gehen möchte?
Klaus Poier: Auf keinen Fall! Das Grazer Diplomstudium bietet den Studierenden eine universal-juristische Ausbildung und qualifiziert sie neben den juristischen Kernberufen für viele weitere Tätigkeitsbereiche. Dazu zählen etwa Schlüsselpositionen in Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen, internationalen Organisationen oder NGOs, im Fachjournalismus, in der Politik, in der Steuer- und Unternehmensberatung oder in anderen gesellschaftlichen Einrichtungen wie etwa Berufsvertretungen. Dieser Anspruch spiegelt sich auch in einem großen Maß an Interdisziplinarität im Studium wider.
Bekommt man beim Studienabschluss einen Bachelor oder einen Master-Titel?
Klaus Poier: Weder noch. Absolventinnen und Absolventen bekommen auch weiterhin den Titel Magistra/Magister iuris verliehen.
Wenn man schon Jus studiert, zahlt sich der Wechsel in den neuen Studienplan aus?
Klaus Poier: Das hängt grundsätzlich vom individuellen Studienfortschritt ab. Vorteilhaft ist ein Umstieg nach Absolvierung der neuen STEOP bzw. allenfalls des alten 1. Abschnittes, sofern man diesen schon fast fertig hat. Bei der Gestaltung der sogenannten „Äquivalenzliste“ haben wir viel Wert darauf gelegt, den Umstieg so unbürokratisch wie möglich zu gestalten. Details finden sich auf der Homepage des Dekanats unter diesem Link.
Gabriele Schmölzer: Diese umfangreiche Äquivalenzliste – ebenfalls Teil des Studienplanes – legt die grundsätzliche Gleichwertigkeit zwischen Lehrveranstaltungen/Prüfungen des neuen und des alten Studienplanes fest. Auf dieser Basis ist es möglich, überall dort, wo es diese Gleichwertigkeiten gibt, das Lehrveranstaltungsangebot auf den neuen Studienplan umzustellen, damit alle Studierenden von den Neuerungen profitieren können.
Was würden Sie Studienanfänger_innen mit auf den Weg für den Einstieg in das Jus-Studium und in das Uni-Leben geben?
Gabriele Schmölzer: Danke für die so formulierte Frage, die das Studium und das Uni-Leben gleich miteinander verbindet! Eine gute Gelegenheit für eine solche Verbindung schafft das Mentoringprogramm an der REWI Uni Graz, in dem Studienanfänger_innen zum Einstieg in das Studienleben höhersemestrige Mentor_innen als Ansprechpersonen erhalten. Diese geben ihre eigenen Erfahrungen und wertvolle Einstiegstipps an die Mentees weiter, bestimmt auch über das Studierendenleben abseits des Campus… :-) Und unsere Orientierungs- und Informationsveranstaltungen insbesondere zu Semesterbeginn sind natürlich „Pflicht“! :-) :-)
Aber niemals (!) vergessen … (zeigt mit Nachdruck auf diese Seite des neuen Jus-Folders)
Tut sich sonst noch etwas Neues im Bereich des Studienangebots an der REWI Uni Graz?
Gabriele Schmölzer: Natürlich!!! (vehement, nahezu entrüstet ob der Frage) Nach der Reform war vor einer weiteren Reform – aber natürlich nicht (schon wieder) des Diplomstudiums, sondern des Bachelorstudiums „Wirtschaftsrecht für technische Berufe“. Dabei waren zum einen Adaptierungen als Folgewirkung der Reform des Diplomstudiums notwendig, zum anderen ergaben sich einige Änderungen aus den bisherigen Erfahrungen mit diesem Studienplan – nach dem Motto: „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“ (Philip Rosenthal, Vorstands- bzw Aufsichtsrats-Vorsitzender der Rosenthal AG) Und es steht ein Master-Studiums gemeinsam mit der SOWI-Fakultät zur Verfügung: „Recht, Wirtschaft und Gesellschaft“.
Studieren an der REWI Uni Graz, wieso sollte man das keinesfalls verpassen?
Klaus Poier: Die REWI Uni Graz bietet eine qualitativ hochwertige universal-juristische Ausbildung, eine exzellente Grundlage für kernjuristische Berufe, aber weit darüber hinaus. Der neue Studienplan verstärkt die Qualität der Ausbildung in Graz und setzt zusätzlich noch weitere neue Akzente im Bereich Interdisziplinarität, Internationalität und Spezialisierung.
Gabriele Schmölzer: Ein bewährtes Markenzeichen des Studiums in Graz ist der – durch das neue Curriculum noch verstärkte – Praxisbezug: Moot Courts mit eigenem Moot Court Raum, Praxisprofessuren und eine Praktikumsbörse für Studierende. Auslandsaufenthalte werden im Rahmen eines globalen Netzwerkes (auch finanziell) gefördert. Und für die Engagiertesten der Engagierten bietet sich law:excel – das Exzellenzprogramm der REWI Uni Graz – an. UND natürlich gibt es viele fachlich und nicht fachlich geprägte Veranstaltungen, die ganz einfach ein Leben im Austausch mit Studierenden und Lehrenden ermöglichen.
Kurz: Rechtswissenschaften an der Universität Graz – Alles was RECHT ist
(Erstveröffentlichung: 3.3.2022, Update: 13.1.2023)