REWI: Stand ein Auslandssemester ganz oben auf Ihrer To-do-Liste?
Florentina Raith: Es war mir immer schon klar, dass ich während meines Studiums ein Auslandssemester machen will. Ich wollte eine neue Kultur, eine fremde Sprache und eine andere Universität kennenlernen. Von meinen bisherigen Auslandserfahrungen wusste ich, dass ich beruflich, aber vor allem persönlich extrem davon profitieren werde. Mich hat es schon immer in die Ferne gezogen und ich würde auch später gerne international tätig sein, daher wollte ich auch diese Erfahrung nicht vermissen wollen.
REWI: Wie kann man sich einen Erasmus+ Aufenthalt inmitten einer Pandemie vorstellen?
Florentina Raith: Ich war von 15. September bis 8. Februar in Bologna. Die Universität war sehr gut organisiert. Dadurch wusste ich, was auf mich zukommt, und fühlte mich vor Ort während der Lehrveranstaltungen nie unsicher. Ich hatte die meiste Zeit Lehrveranstaltungen in Präsenz. Man hatte jedoch immer die Möglichkeit, online teilzunehmen, und wurde auch virtuell sehr gut in den Unterricht einbezogen. In Italien gab es eine Art Ampelsystem (mit den Farben Grün, Gelb, Orange, Rot, später kam noch Weiß dazu), wo jede Region, in meinem Fall Emilia-Romagna, je nach Infektionszahlen eine Farbe zugeteilt bekam. Jede Farbe bedeutete unterschiedliche Maßnahmen und alle paar Wochen wurde neu evaluiert. Ich hatte Glück, dass Bologna während meines Aufenthalts immer sehr gut dagestanden ist. Wir waren fast immer auf Gelb, dadurch hatten Restaurants, Handel etc. so gut wie immer offen. Bologna ist eine wahre Studentenstadt, sie war sehr belebt und manchmal hatte ich fast vergessen, dass wir in einer Pandemie leben. Ich hatte nicht das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Ich bin viel gereist, habe viele tolle Leute kennengelernt, mit denen ich nach wie vor in Kontakt bin, und kann es kaum erwarten, wieder nach Bologna zu fahren. Dadurch, dass ich in einer großen WG gewohnt habe, wurde es nie langweilig.
REWI: Wie war Ihr Studienalltag?
Florentina Raith: Mitte September hat die Uni begonnen, ich war immer vor Ort, da ich bereits im vergangen Sommersemester in Graz den Präsenzunterricht sehr vermisste. Ich hatte so gut wie jeden Tag Lehrveranstaltungen und ließ, wie sich das in Italien gehört, den Aperitivo am Nachmittag mit meinen Freunden nicht aus. Um mitarbeiten zu können, habe ich versucht, mich auf die Kurseinheiten vorzubereiten, was nicht immer so leicht war, weil es in meiner WG immer etwas zu tun oder zu feiern gab. Am Wochenende habe ich mit Freunden Bologna erkundet oder bin durch den Norden Italiens gereist, was mit dem Zug sehr gut funktioniert hat. Mitte November wurde der Unterricht virtuell weitergeführt (das war aber von Anfang an so geplant). Wir sind dafür meistens zusammen in die Bibliothek oder in ein Lokal gegangen, um uns gegenseitig zu motivieren und austauschen zu können.
REWI: Welche Prüfungen haben Sie an der Uni in Bologna abgelegt?
Florentina Raith: Ich habe Europarecht sowie Fächer für den dritten Abschnitt gemacht. Die Anrechnung für mein Jus-Studium hier war dann auch ganz problemlos. Jede akademische Leistung, die ich in Bologna erbrachte, bis auf den Sprachkurs, konnte ich mir in Graz anrechnen lassen.
REWI: Was waren Ihre persönlichen Highlights?
Florentina Raith: Puh, das ist keine leichte Frage, da der ganze Aufenthalt und jeder Tag für sich irgendwie ein Highlight war. Dass ich mich nach kurzer Zeit schon wie zu Hause fühlte und das italienische Leben zu jedem Zeitpunkt in vollen Zügen genossen habe, gehört auf jeden Fall dazu. Trotz Pandemie lernte ich die Sprache durch meine italienischen Mitbewohner und Mitbewohnerinnen schnell, obwohl ich davor kaum Italienisch gesprochen hatte. Die Reisen nach Florenz, Venedig, Verona, Padua etc. waren auf jeden Fall auch ein Highlight, da wir diese fast ohne Touristen erleben durften. Die Lebensweise und Leichtigkeit der Italiener, diese kulturellen Unterschiede, die trotz gar nicht so großer Distanz herrschen, haben mich fasziniert. Meine Lehrveranstaltungen haben mir auf vieles eine ganz andere Sichtweise eröffnet. Der Auslandsaufenthalt hat auf jeden Fall meinen Horizont erweitert und ich kann das nächste Abenteuer, wo auch immer es mich hinziehen wird, kaum erwarten.
REWI: Welche Tipps haben Sie für Studierende, die auch einen Auslandsaufenthalt planen?
Florentina Raith: Auf jeden Fall früh genug um die Unterkunft kümmern und nicht von der anfangs erschreckend viel wirkenden Bürokratie abschrecken lassen. Es ist den Planungsaufwand auf jeden Fall wert! Vor allem Bologna kann ich jedem nur ans Herz legen, es ist eine wunderschöne, sehr authentische italienische Stadt. Durch die vielen internationalen Studierenden ist immer etwas los und die Universität ist ausgezeichnet!
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