Priv.-Doz. Dr. Martin Dolezal (Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft) erforscht im Projekt POPAPOL, ob sich Polarisierung und Partizipation in einem demokratischen System wechselseitig beeinflussen. Er kooperiert in POLAPOL über Landesgrenzen hinweg mit Dr.in Marta Kołczyńska (Institut für politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warschau, Polen) und Dr. Andrej Kirbiš (Universität Maribor, Slowenien).
Worum geht es bei POPAPOL?
POPAPOL untersucht zwei Aspekte, denen eine wichtige Rolle in der aktuellen Debatte über die Herausforderungen der Demokratie zukommt: politische Polarisierung und politische Partizipation. Politische Polarisierung bezeichnet eine Entwicklung, bei der u.a. Meinungsunterschiede bei grundlegenden politischen Fragen zunehmen. Unter politische Partizipation fallen alle Formen der Beteiligung an politischen Angelegenheiten. Die bisherige Forschung verweist auf eine wachsende Polarisierung der Gesellschaft, während sich bei der Entwicklung der Partizipation seit der Jahrtausendwende zwei Trends zeigen: ein allgemeiner Rückgang bei traditionellen, institutionellen Formen (z. B. Wahlen) und eine Zunahme der Beteiligung an neuen, nicht-institutionellen Formen (z. B. Demonstrationen). Das Projekt befasst sich mit beiden wichtigen Phänomenen und erforscht deren Zusammenhang.
Auf welche konkreten Forschungsfragen haben Sie sich im internationalen Konsortium geeinigt?
Vier Forschungsfragen leiten das Projekt: (1) Führt eine wachsende Polarisierung zu mehr oder weniger Partizipation? (2) Welche Konsequenzen haben verschiedene Aspekte der Polarisierung (ideologische, affektive/gefühlsbezogene und parteipolitische) für unterschiedliche Formen der Partizipation (institutionell und nicht-institutionell)? (3) Welche länderspezifischen Unterschiede gibt es, die auf unterschiedliche Niveaus der demokratischen Entwicklung und unterschiedliche Traditionen der Partizipation zurückgeführt werden können? (4) Welche Unterschiede bei den Auswirkungen der Polarisierung auf die Partizipation bestehen zwischen sozialen Gruppen und welche Rolle spielen dabei individuelle Wertorientierungen sowie verschiedene Aspekte der Ungleichheit?
Welcher Methoden bedienen Sie und Ihre Kolleg*innen sich in POLAPOL?
POPAPOL arbeitet mit quantitativen Methoden und erhebt in den drei Projektpartnerländern (Österreich, Polen und Slowenien) neue Daten mit zwei Arten von Umfragen: (1) eine in zwei Wellen organisierte Panel-Umfrage, bei der die Respondent:innen zwei Mal befragt werden und (2) Umfragen unter Teilnehmer:innen an öffentlichen Demonstrationen (Protestumfragen). Darüber hinaus wird auch zu anderen Ländern eine umfassende Analyse bestehender Umfragedaten durchgeführt.
Was ist aus Ihrer Sicht besonders an Ihrem Projekt?
Das Projekt greift eine neue Forschungsfrage auf, die bisher nicht systematisch untersucht wurde. Die Forschungsfrage wird aus einer vergleichenden Perspektive angegangen, indem zwischen Ländern, im Zeitverlauf, zwischen sozialen Gruppen und zwischen Formen der Polarisierung und Partizipation verglichen wird. Das Projekt erhebt auch qualitativ hochwertige Daten, die zur Verbesserung der sozialwissenschaftlichen Forschung beitragen.