Anstatt miteinander zu reden und Waffen schweigen zu lassen, krachen weiterhin Bomben auf die Ukraine. Erste Gespräche sind ergebnislos im Sand verlaufen. Friedensforscher Maximilian Lakitsch erklärt, welche generellen Faktoren für erfolgreiche Verhandlungen zwischen Kriegsgegnern ausschlaggebend sind:
„Dass sich Parteien überhaupt erst einmal an einen Tisch setzen, hängt vielfach von der Situation am Schlachtfeld ab. Entweder weil jemand unterlegen ist und sich einen strategischen Vorteil verspricht. Oder weil man aus der stärkeren Position heraus mehr fordern kann. Die Friedensforschung unterscheidet drei „Tracks“, um den Dialog zu starten: die Ebene der obersten EntscheidungsträgerInnen von Staaten. Jene der sogenannten Grassroots, damit sind Personen aus der Bevölkerung, aber auch VertreterInnen von religiösen Institutionen oder NGOs gemeint. Und die dritte Option liegt zwischen diesen beiden Ebenen. Dabei handelt es sich oftmals um einflussreiche Personen, die Kontakt zur obersten Ebene haben, selbst aber keine Regierungsverantwortung haben. Dieses Modell erweist sich als besonders effektiv, um im Geheimen Verhandlungen anbahnen. Das könnte für den Ukraine-Krieg eine Vorgangsweise sein. Bewährt hat sie sich zum Beispiel beim Konflikt zwischen Israel und Palästina: In einer sehr angespannten Situation nach der Ersten Intifada konnte eine überraschende Einigung erreicht werden. Egal, bei welchem Track man bei Verhandlungen ansetzt, am wichtigsten ist, dass möglichst viele Menschen hinter einer Lösung stehen.
Bottom-up-Prozesse sind ebenfalls zielführend: So haben etwa in Kolumbien Friedensmaßnahmen auf Initiative einiger kleiner Dörfer begonnen, die regional und dann staatlich ausgeweitet wurden. Es gibt also viele Wege, die zu einem Frieden führen können. Ohne Alternative ist immer: Alle involvierten Parteien – seien sie untereinander noch so verfeindet – müssen miteinander reden.“