REWI: Sie sind vielen durch Ihre Erfolge im Langlaufsport in Erinnerung. Weniger bekannt ist, dass Sie an der REWI Graz Jus studiert haben...
Alois Stadlober: Bei mir stand der Sport schon relativ früh im Mittelpunkt und auch die Leistungen haben gepasst. So war ich in der 7. Klasse bereits im ÖSV-Nachwuchskader Langlauf. Die Frage, welches Studium sich gut mit einer Sportkarriere vereinbaren ließ, war daher ganz zentral. Als wir von meiner Schule in Seckau aus zum Tag der offenen Tür an die Uni Graz fuhren, um uns über die Studienmöglichkeiten zu informieren, kristallisierte sich schnell Jus heraus: Es hatte nicht zu viele Lehrveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht, beim Lernen tat ich mir leicht, es interessierte mich und Jus kann man immer gut brauchen.
REWI: War der Spagat zwischen Studium und Sportkarriere schwierig?
Alois Stadlober: Ich hatte klar das Ziel vor Augen, als österreichischer Langläufer einmal im internationalen Spitzenfeld mitzumischen, und mir war bewusst, dass man dem Sport dafür Priorität einräumen musste. Darum war der Winter ausschließlich meiner Sportkarriere gewidmet. Für mich ging es erst zu Saisonende im März ab auf die Uni nach Graz, im Sommersemester Übungsscheine machen und lernen. Wenn mal eine Prüfung danebenging, blieb oft nur übrig, sie ein Jahr später zu wiederholen. Im Sommer begann dann nämlich schon wieder die Vorbereitung auf den Winter. Nach dem intensiven Vormittagstraining am Gletscher fielen einem am Nachmittag beim Lernen bald mal die Augen zu... Zwischendurch kamen schon auch Gedanken, soll ich mir das antun… Schlussendlich war ich aber wirklich froh und stolz darauf, dass ich es durchgezogen habe.
REWI: Gibt es Parallelen zwischen Leistungssport und Jus?
Alois Stadlober: Ich denke im Sport ist es im Grunde wie in vielen anderen Bereichen, etwa auch im Studium: Man muss sich Ziele setzen, am Weg dorthin die Prioritäten entsprechend ordnen und sich über Zwischenziele immer wieder selbst veranschaulichen, wie weit man schon vorangekommen ist. Das erfordert konsequentes Handeln und Durchhaltevermögen, auch über einen längeren Zeitraum. Das strukturierte Denken, auf das es bei Jus besonders ankommt, ist ebenso für den Sport, z.B. den Trainingsaufbau, von großer Bedeutung.
REWI: Nahm Ihre Laufbahn einmal einen Umweg, der im Rückblick ein Glücksfall war?
Alois Stadlober: Bei mir lief 1997 nach der WM in Trondheim und dann doch schon fast zwei Jahrzehnten im Leistungssport alles in Richtung Karriereende. Ich war bei Großereignissen zwar ohne Medaillen geblieben, konnte aber insgesamt auf immer wieder gute Platzierungen zurückblicken. Das Jus-Studium hatte ich damals auch schon seit einiger Zeit abgeschlossen und dazu bei einem internationalen Sportartikelunternehmen einen Job in Aussicht. Ich freute mich auf den Berufseinstieg. Doch es kam anders: Durch Umstrukturierungen beim Unternehmen wurde es nichts mit dem Job. Zunächst eine Enttäuschung und eine Zeit der Umorientierung, nach welcher ich mich doch entschied, beim Sport zu bleiben. Oft weiß man halt erst danach, wofür etwas gut ist… Und so ging zwei Jahre später ein Lebenstraum von mir in Erfüllung.
REWI: Der Höhepunkt in Ihrer Karriere…
Alois Stadlober: Es wurde lange gesagt, der Stadlober wird im Langlauf einmal eine Medaille schaffen… Ich war auch knapp dran, doch es sollte nicht sein. 1999 bei der Nordischen Schi-WM in der Ramsau war es dafür umso schöner: gleich zwei Medaillen, die eine in Silber im 10 km Klassisch Einzelbewerb, die andere in Gold in der Staffel, und das auch noch bei einer Heim-WM. Schöner hätte es nicht ausgehen können…
REWI: In welchem Bereich sind Sie nun beruflich tätig?
Alois Stadlober: Nach der WM in der Ramsau wurde überlegt, wie man die neu errichtete Infrastruktur für den Sport bzw. touristisch weiter nutzen konnte. So ergab sich für mich die Möglichkeit, gleich nach Ende meiner Sportkarriere als nordischer Schisport-Koordinator beim Land Steiermark in einer Außenstelle in der Ramsau die Organisation und den weiteren Ausbau des dortigen Zentrums zu übernehmen. Wir arbeiteten u.a. auch an Loipen-Gütesiegeln oder bewarben international das Langlaufen in der Steiermark. Über die Zeit erweiterte sich meine Zuständigkeit um den Bereich des Leistungssports in der Steiermark, wodurch ich nun als Leistungssportkoordinator etwa für unsere Landesleistungszentren oder die Einzelspitzensportförderung zuständig bin. Direkt juristischen Bezug hat meine Tätigkeit auf dem Gebiet des landesgesetzlich geregelten Berg- und Schiführerwesens sowie Schischulwesens. Bei Letzterem etwa wenn es darum geht, bescheidmäßig über Anträge auf Erteilung einer Schischulbewilligung zu entscheiden.
REWI: Für das Fernsehen sind Sie auch im Einsatz…
Alois Stadlober: Das ist etwas, das ich nebenher noch sehr gerne mache. Ich bin seit 2001 im ORF als Co-Kommentator bei Großereignissen im Einsatz, vor Kurzem etwa bei der Nordischen Schi-WM in Oberstdorf. So durfte ich von 1984 bis 2018 insgesamt zehn Olympische Spiele miterleben, fünf als Aktiver, fünf als Co-Kommentator. Bei Weltmeisterschaften habe ich es mit Oberstdorf sogar schon auf 20 Einsätze gebracht, davon neun als Athlet. Wobei: Dem Langlaufsport und den Großereignissen bin ich noch in einer anderen Funktion erhalten geblieben. Ich betreue nämlich meine Tochter Teresa als Trainer. Mit meiner Frau Roswitha, eine ehemalige Slalomläuferin, und meinem Sohn Luis, der auch Langläufer war, bilden wir rund um Teresa ein eingespieltes Familienteam. Der Langlauf spielt in meiner Freizeit somit heute noch eine ganz große Rolle.
REWI: Was würden Sie jemandem am Beginn einer Sportkarriere mit auf den Weg geben? Was Studierenden?
Alois Stadlober: Wenn man in einem Bereich voll drinnen ist, vergisst man oft, rechts und links zu schauen. Eine Sportkarriere kann aber schneller vorbei sein, als man denkt. Daher ist es wichtig, daneben auch auf die Ausbildung zu schauen, damit man sich für die Zeit nach dem Sport eine Grundlage für die berufliche Laufbahn geschaffen hat.
Ähnliches könnte man Studierenden mit auf den Weg geben: offen zu sein und während des Studiums auch anderes zu machen. Man kann dadurch so viele Erfahrungen sammeln, die den Blick ungemein erweitern und einem später zugutekommen. Braucht man dadurch beim Studieren vielleicht auch etwas länger, fällt das, denke ich, weniger ins Gewicht.
REWI: Der Winter liegt nun zwar schon hinter uns, vielleicht aber zum Vormerken für den nächsten: Ein Tipp für eine Langlaufrunde?
Alois Stadlober: Es liegt mir sehr am Herzen, eine Lanze für das Langlaufen zu brechen. Es gibt selten eine Sportart, mit der man so viel auf einmal und das so gut bis hinauf ins hohe Alter trainieren kann: Ausdauer, Kraft, Koordination, Gleichgewicht. Und dazu: Das alles in der freien Natur… Die Steiermark hat viele tolle Regionen dafür. Ganz besonders möchte ich die Ramsau hervorheben, und hier die Loipen bei der Märchenwiese, mit herrlichem Ausblick und ganz unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden – da ist für jeden etwas dabei.
REWI: Was macht Alois Stadlober gerne abseits vom Sport?
Alois Stadlober: Bei mir zieht sich der Sport wirklich durch alle Bereiche, auch in der Freizeit bin ich nach wie vor gerne am Sporteln, um fit zu bleiben. Daneben bin ich, man kann fast sagen auch ein bisschen als Ausgleich, sehr der Kulinarik verschrieben und genieße gerne gutes Essen und einen guten Wein. Ein Ausflug in die Südsteiermark, in die Toskana oder nach Bordeaux – dort bei Sport die Landschaft genießen, Weingüter anschauen und einen guten Tropfen mitnehmen, das sind so meine kleinen Sachen, an denen ich große Freude habe.