Die von Bettina Nunner-Krautgasser und Insolvenzrichterin Kathrin Poltsch organisierte Tagung blieb auch diesmal dem Ziel treu, die Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis weiter zu vertiefen. Neben sechs Vorträgen aus Wissenschaft sowie anwaltlicher und gerichtlicher Praxis standen dabei in bewährter Weise auch Präsentationen innovativer Branchenlösungen sowie das alljährliche Podium der Insolvenzrichterinnen auf dem Programm.
Großen Anklang fand bereits die Eröffnung durch Dekanin Gabriele Schmölzer, die die „Weitergabe des Feuers“ im Rahmen der GRIPS-Tradition hervorhob. Den Auftakt zum Vortragsreigen machten Bettina Nunner-Krautgasser und Stefan Königshofer: Sie widmeten sich ausgewählten Rechtsfragen im Zusammenhang mit bedingten Forderungen im Insolvenzverfahren, wobei sie auf zahlreiche Fallstricke für die Praxis hinwiesen. Christoph G. Paulus stellte in seinem Vortrag grundsätzliche Fragen: Neben der – mehrdimensionalen – Natur des Insolvenzrechts standen dabei die „guten Sitten“ im Fokus des Vortrags, in dem anhand spektakulärer Fallbeispiele ein großes Bild der Möglichkeiten, aber auch der Missbrauchsgefahren im Insolvenzrecht gezeichnet wurde. Im letzten Vortrag des Vormittags beleuchteten Wolfgang Braza und Rechtsanwalt Christoph Kreuz die Geschäftsführerhaftung für uneinbringliche Abgaben und Sozialversicherungsbeiträge im Insolvenzfall.
Am Nachmittag kamen die Teilnehmer:innen in den Genuss geballter insolvenzgerichtlicher Expertise: Kathrin Poltsch, Reinhard Rebernig und Eugenie Übertsroider stellten das Stimmrecht in der Gläubigerversammlung und beim Sanierungsplan in den Mittelpunkt ihres Vortrags. Anschließend widmete sich Rechtsanwältin Ulla Reisch ausgewählten Fragen in der Insolvenz einer Unternehmensgruppe und hob dabei insbesondere die Bedeutung der Zusammenarbeit mehrerer Insolvenzverwalter in solchen Verfahren hervor. Herausforderungen und Lösungsansätze bei der gerichtlichen und außergerichtlichen Sanierung von Automotive-Zulieferbetrieben präsentierten schließlich die Rechtsanwälte Paul Wuntschek und Stefan Weileder im letzten Vortrag des Tages.
Praktische Tipps lieferten im Anschluss die Aurena GmbH und der Gerichtssachverständige Michael Pinczolits: Anhand eindrucksvoller Praxisbeispiele wurden Möglichkeiten zur Abwicklung insbesondere von Großinsolvenzen, wie zuletzt Kika/Leiner, aufgezeigt.
Den Abschluss bildete traditionsgemäß das Podium der Insolvenzrichterinnen, bei dem Christine Kieber-Trattner, Kathrin Poltsch, Christa Puschmann und Gudrun Slamanig unter der Moderation von Ulrike Ruß aktuelle OLG-Judikatur aus den Sprengeln Graz und Wien vorstellten.
Danach wurde die Diskussion beim reichhaltigen Buffet fortgesetzt – eine Gelegenheit, die bis in die Abendstunden hinein genutzt wurde.
Wer das GRIPS in diesem Jahr leider verpasst hat, kann sich in zweierlei Hinsicht trösten: Zum einen werden die Vorträge Anfang 2026 wieder in einem Tagungsband veröffentlicht. Zum anderen gibt es bereits im nächsten Jahr erneut die Chance, denn im April 2026 soll das 5. Grazer Insolvenzrechtspraxis-Symposium stattfinden. Weitere Informationen folgen!