Die Forschung zeigt, dass Wähler:innen rechter Parteien selbst eine vielfältige Gruppe darstellen. Während manche alle politischen Parteien gleichermaßen ablehnen, unterscheiden andere durchaus in der Bewertung des politischen Angebots. Je mehr man die eigene Partei mag, je weiter man sich selbst als politisch rechts einstuft und für je wichtiger man Politik allgemein hält, umso differenzierter gestalten sich die Einstellungen gegenüber anderen Parteien. Man könnte auch sagen: Diese Personen treffen bewusst eine politische Entscheidung ohne sich von der Demokratie gänzlich abzuwenden und nur einen Protest äußern zu wollen.
Wird wenig zwischen den Parteien unterschieden und werden alle gleichermaßen abgelehnt, dann kann es problematisch werden. In Maßen ist Polarisierung der Demokratie zwar zuträglich, weil Menschen dadurch zum Beispiel auch zur Stimmabgabe mobilisiert werden. Schwierig wird es aber, wenn sich die inhaltliche Unterscheidung zu sehr zuspitzt, sodass keine Zusammenarbeit mehr möglich ist oder wenn sie abseits von Sachthemen stattfindet. Dann spricht man von einer affektiven Polarisierung, und dies bedeutet eine Abneigung oder gar ein Misstrauen zwischen den Wählergruppen und deren Parteien.
In Österreich war und ist die Polarisierung immer schon gewissen Schwankungen unterworfen gewesen. Der Unterschied zu früher ist, dass die Gruppe der FPÖ-Wähler:innen heute so groß ist wie nie zuvor ist. Ein relevanter Teil von ihnen weist in den Einstellungen einerseits eine hohe Abneigung gegenüber anderen Parteien insgesamt auf und differenziert auch nicht zwischen den unterschiedlichen Parteien. Diese Gruppe ist mit dem System Demokratie wenig zufrieden, toleriert und vertraut in politischer Hinsicht wenig.
Dazu kommt, dass die Kommunikationsstrategie der FPÖ genau diese Polarisierung verstärkt, indem sie von der "Einheitspartei" spricht, wenn sie alle anderen politischen Mitbewerber:innen meint. Das täuscht freilich darüber hinweg, dass die FPÖ selbst Teil des politischen Systems ist. In dieser Gruppe ist es besonders wichtig, dass ein Gefühl der Unterscheidbarkeit der politischen Parteien und ein Vertrauen in die Demokratie als solche wieder hergestellt werden.
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