Richard Novak, geboren 1939 in Wien, hat schon in jungen Jahren eine steile berufliche Karriere hingelegt. Nach einem Semester Studium des Maschinenbaus an der TU Wien fand er in der Juristerei seine eigentliche Berufung. 1963 zum Dr. iur. promoviert, wurde er Assistent und Schüler von Günther Winkler. Bereits 1967 habilierte er sich mit der Schrift „Die Fehlerhaftigkeit von Gesetzen und Verordnungen“, als nicht einmal Dreißigjähriger wurde er Ende 1968 als ordentlicher Universitätsprofessor an die Karl-Franzens-Universität Graz berufen.
An dieser wirkte er nahezu 40 Jahre. Er hat die ganze Bandbreite des österreichischen Verfassungs- und Verwaltungsrechts vertreten und in der akademischen Ausbildung Generationen von Juristen in der Steiermark geprägt. In den Studienjahren 1977 bis 1979 war er Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, mehrfach war er Institutsvorstand. Zwei Mal erhielt er ehrende Rufe in seine Heimatstadt an die Universität Wien, die er freilich nicht annahm. Die Steiermark und die Karl-Franzens-Universität Graz waren ihm mittlerweile zu sehr ans Herz gewachsen.
Sein wissenschaftliches Werk kreiste spätestens seit Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts um das Thema Verfassungsgerichtsbarkeit. Jahr für Jahr besprach er die aktuelle verfassungsgerichtliche Judikatur, seine diesbezügliche Artikelserie „Lebendiges Verfassungsrecht“ in den Juristischen Blättern ist legendär geworden. Seine Ausführungen kennzeichnen enormes Wissen um die inneren Zusammenhänge und Verständnis für das Ringen um das „richtige“ Recht; sie vereinen Dezenz im Ton mit Markanz in der Aussage. Gerne und oft werden seine Beiträge zitiert. Richard Novak ist derart zum mahnenden Gewissen der Verfassungsgerichtsbarkeit in Österreich geworden.
Jedem, der Richard Novak kennenlernen durfte, ist seine ausgeprägte Bescheidenheit aufgefallen. Er war der sprichwörtliche ruhende Pol, nie laut, immer einfühlsam, er hatte immer ein offenes Ohr für alle Anliegen. Am 28. Juni 2023 hat Richard Novak für immer seine gütigen Augen geschlossen.